Indische Musiktheorie
Kategorie:Reise 

...von Ragas und Talas

Ein Unterschied zwischen der westlichen und indischen Musik besteht darin, dass eine westliche Komposition auf verschiedenen Tongeschlechtern (Dur, Moll) und tonalen Färbungen (unterschiedliche Skalen) beruhen kann, die oft scharf miteinander kontrastieren, während die indische Melodie sich ganz auf nur eine Hauptstimmung, ein Gefühl, konzentriert, darauf verweilt, es ausweitet und ausführt. So entsteht eine intensive und hypnotische, oft magische Wirkung.

Klassische indische Musik ist grundsätzlich einstimmig und wird in sehr kleinen Ensembles gespielt. Es gibt keine Harmonik und keine wechselnden Akkorde. Die Musik entfaltet sich auf der Grundlage statischer Tonskalen, die in Verbindung mit Regeln für die Verzierungen und die melodischen Progressionen in Form von zahlreichen Ragas vorliegen. 

Der Raga ist die melodische Grundstruktur der klassischen indischen Musik und legt fest, welche Töne zu einem Musikstück passen. Man könnte ihn auch als „Klangpersönlichkeit“ bezeichnen, die einer feststehenden Tonskala zugeordnet ist, ähnlich, wie es bei den westlichen Tonarten der Fall ist. Der Raga bestimmt ein Musikstück, die Melodie und die Ornamentik und legt die Spielvorschriften für bestimmte Töne fest. Hauptbestandteil des Ragas sind zwei Haupttöne, damit beginnt und endet die Melodie. Ragas werden meistens einer bestimmten Tageszeit (Morgen, Mittag, Abend) oder Situation (Rituale, Feste) zugeordnet, unter Berücksichtigung der damit verbundenen Emotionen. Ein Raga muss mindestens fünf Töne haben.

So liegt zum Beispiel unserer Komposition "Sound of Rishikesh" der Raga Jhinjhoti zugrunde, während die Komposition "Fish" auf dem Raga Bhupali basiert, andere Songs entstanden aus den Ragas Bhairav, Hindol, Marva u.a.

Der Tala, ein geordneter rhythmischer Zyklus mit einer Länge von 3 bis zu 108 Schlägen, ist eine sich wiederholende rhythmische Struktur und zählt neben dem Konzept des Raga, der die melodiöse Struktur festlegt, zu den Grundprinzipien in der klassischen indischen Musik. Der Tala ist das essentielle Element des Rhythmus. Die Rhythmen haben, genau wie die Ragas, Ausdruckscharakter. Beide, Tala und Raga, stehen miteinander in enger Beziehung. Erst im Zusammenspiel von beiden vermag sich die vollendete Komposition zu entfalten.